Ein Kopf macht noch keine Leiche: Ein Thailand-Krimi (German Edition) by Cotterill Colin

Ein Kopf macht noch keine Leiche: Ein Thailand-Krimi (German Edition) by Cotterill Colin

Autor:Cotterill, Colin [Cotterill, Colin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-04-20T22:00:00+00:00


KAPITEL NEUN

We will iron each other

»Islands in the Stream«

The Bee Gees

Der Fluss hinter unserer Ferienanlage war über die Ufer getreten und breitete sich weitflächig aus. Langsam stieg das Meer an und kroch unter die Tür von Hütte Nummer eins. Aus grauem Himmel kam ein stetiger Sprühregen auf uns herab. Es war eine stille Invasion, aber früher oder später würde sie uns ertränken. In Chiang Mai baute unsere Landbevölkerung klugerweise Häuser auf Stelzen, damit sie es im Sommer kühl und in der Regenzeit trocken hatte. Im Süden bauten alle auf dem Boden und lachten der Flut ins Gesicht. Es war eine Rambo-Reaktion. »Komm doch und hol mich, Natur!« »Es ist nur Wasser«, sagt man hier. »Nächste Woche sind wir wieder trocken.« Sie mochten ja recht haben, aber ich hatte schon mit ansehen müssen, wie ein Tisch/eine Bank/ein Strohdach-Floß dem Horizont entgegenschwamm. Unsere Toiletten hatten Schiffbruch erlitten, mein Gemüsebeet fraßen die Fische, und unser neues Zuhause, unser einziger Lebensunterhalt, stand auf einer Landspitze zwischen dem wilden Fluss und dem weiten grauen Meer.

Ich musste das Motorrad oben an der Straße neben dem von Käpt’n Kow lassen, weil unser Carport überflutet war. Noys Honda stand bis zu den Reifen im Wasser, aber wenigstens war er noch da. Was bedeutete, dass sie auch noch da sein mussten. Mair und Gaew standen im Laden. Es war ein beeindruckender Anblick. Die Damen der Kooperative hatten erstaunliche Arbeit geleistet. Sie hatten geputzt und repariert und frisch gestrichen. Sie hatten die zertrümmerten Holzregale durch Bambusborde ersetzt, und der Laden sah mindestens so gut aus wie vor dem Anschlag. Wobei ich zugeben muss, dass er vorher nicht sonderlich gut ausgesehen hatte. Und das alles hatten sie ohne Elektrizität geschafft. Im gesamten Bezirk war der Strom ausgefallen. Beim kleinsten Tropfen Regen knallt gleich der Transformator durch. Ich ging zu Mair und griff in die Tasche meines Ponchos. Vorsichtig holte ich die kleine Beer hervor. Ich schwöre, sie wollte mich gerade anspucken, da bemerkte sie Mair. Und direkt vor meinen Augen wurde der Hund liebenswert. Ich hielt ihr das Tier in meiner Plastikkapuze hin, aber meine Mutter nahm den Welpen mit nackten Händen und drückte ihn an ihre Brust. Sie streichelte seinen Kopf und gab ihm einen Kuss. Ich musste mich abwenden. Ich fragte mich, ob Mutter Teresa vielleicht eine Tochter hatte, der Lepra nichts ausmachte. Wohl eher nicht.

»Braves Hündchen«, sagte Mair. »Siehst du? Sie wird wieder gesund. Möchtest du sie ihrem Bruder und ihrer Schwester vorstellen?«

Ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen. Wahrscheinlich würden sie die Kleine anfeinden und dann fressen. Mair hatte zu viel Vertrauen in die natürlichen Bande zwischen Hunden.

»Nein, Mair. Für heute habe ich meine Pflicht getan. Verfüttern kannst du sie selbst.«

»Wie du meinst.«

Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn, mit demselben Mund, der den Hund-der-Lebenden-Toten geküsst hatte. Aber was konnte ich sagen?

»Dein Polizeifreund hat angerufen«, sagte sie. »Zwei Mal.«

Mir war entfallen, dass Chompu Mairs Handynummer kannte. Mein Telefon hatte ich sofort abgestellt, als ich aus dem Revier von Pak Nam kam. Es schien mir doch ein gutes Zeichen zu sein, dass er die Ziffern noch eingeben konnte.



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